Osmia cornuta – der Frühlingsbote

Pünktlich zum Frühlingsanfang möchten wir Euch eine Biene vorstellen, die uns als Dresdnern besonders am Herzen liegt, die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta). Wie wir, liebt sie das milde Elbtalklima und ist an warmen Frühlingstagen häufig in unseren Straßen zu beobachten, wenn sie auf der Suche nach Nistmöglichkeiten an Häuserwänden und Balkonen nach Ritzen und Löchern sucht oder sich in den Krokuswiesen und an blühenden Obstbäumen gütlich tut.

osmia-cornuta__bdm_5

Sie ist sehr leicht an ihrem hummelartigen Pelz und dem vollständig rot behaarten Hinterleib zu erkennen. Das Weibchen trägt zudem zwei kleine Hörner im Gesicht, was ihr sowohl zu ihrem deutschen als auch zu ihrem wissenschaftlichen Namen verholfen hat. Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen vor allem durch sein auffällig weiß behaartes Gesicht. Die Gehörnte Mauerbiene gehört zu den Bienenarten, die sich mithilfe von „Bienenhotels“ und der Anpflanzung von Frühblühern aktiv fördern lassen.

mauerbienenhotel_bdm_5

In dieser Saison möchten wir gemeinsam mit Insekten-Sachsen zur Bestandszählung aufrufen. Falls Euch also auf Euren Frühlingsspaziergängen einer dieser pelzigen, schwarz-roten Gesellen begegnet: Bitte Foto machen und auf dem Portal von Insekten-Sachsen melden.

Fotobestimmungshilfe Wildbienen




Apis mellifera – die Verlorene

Auch  die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) kann im reinen Wortsinn zu den „Wildbienen“ gezählt werden, denn einst lebte sie ebenso wie ihren zahlreichen Verwandten aus der Familie der Bienen (Apidae) frei in unserer Natur; hoch oben in hohlen Bäumen, an Waldrändern und Lichtungen, das Flugloch zur Sonne gerichtet. Und mit diesen Verwandten teilt sie viele Aspekte ihrer Lebensweise, insbesondere ihre rein vegetarische Ernährung mit Nektar, den sie auf Blüten sammelt, so wie auch den Blütenstaub (Pollen), mit dem sie, mit Nektar vermischt, ihren Nachwuchs ernährt. Auch die Befähigung in sozialer Gemeinschaft zu leben, Nahrungsvorräte anzulegen und ihre Brutnester aus selbst erzeugtem Wachs zu bauen, teilt sie mit anderen Bienengattungen, bei uns insbesondere mit den Hummeln (Bombus).

apis-mellifera_bdm_4

Die Honigbiene hat es jedoch in all diesen Disziplinen zur Perfektion gebracht, was ihr eine Sonderstellung in der Gruppe der Bienen einräumt und ihr neue Möglichkeiten eröffnete. Die hohe Komplexität ihrer Sozialstruktur ermöglicht es ihr als einziger bei uns heimischer Bienenart, als komplettes Volk zu überwintern und dies nicht in der für Insekten üblichen Kältestarre, sondern als 20 °C warme Wintertraube. Um die hierfür erforderliche Wärme zu erzeugen, benötigt die Honigbiene große Mengen an Heizmaterial in Form von zu Honig veredeltem Nektar.

Ihr hierfür notwendiges unermüdliches Sammeln hat sie für den Menschen zum Inbegriff des Fleißes gemacht, seinen Blick aber leider auch in profanerem Sinn auf sie fallen lassen, da der süße Honig und das Wachs, in dem dieser aufbewahrt wird, bei ihm schnell Begehrlichkeiten weckten. Und so kam es, dass Homo sapiens die Honigbienen aus den Höhen der Wäldern holte und sie in am Boden stehende Kisten sperrte – dem Lebensraum der Schnecken – wo sie seither ihre Waben auf vorgefertigten Wachsplatten bauen, welche sich in herausnehmbaren Holzrahmen befinden, die den Menschen zu regelmäßigen Eingriffen in ihr Allerheiligstes, das Brutnest, befähigen.

wabe_bdm_4

Viele ihrer natürlichen Eigenschaften, wie die Bereitschaft, ihr Nest notfalls bis zum Tod gegen Eindringlinge von innen und außen zu verteidigen; ihren starken Willen, sich in Form von Schwärmen zu vermehren oder die Fähigkeit, ihren tatsächlichen Vorratsbedarf einzuschätzen, hat sie durch gezielte Zucht verloren. Sammeleifer, Sanftmut und Schwarmträgheit galten als die neuen Tugenden.

Heute ist ein Überleben der Honigbiene in unseren Wäldern kaum noch möglich. Genetische Verarmung, fehlende Nistmöglichkeiten, nahrungsarme Landschaften und die Varroamilbe, ein vom Menschen eingeschleppter natürlicher Parasit einer asiatischen Bienenart, machen den wenigen Schwärmen, die den Weg zurück in die Freiheit finden, das Leben schwer. Als Wildtier gilt Apis mellifera in Deutschland daher als ausgestorben.




Dasypoda altercator – die Biene aus der Tiefe

Etwa 3/4 unserer heimischen, nestbauenden Bienenarten legt ihre Nester im Erdboden an. Eine der auffälligsten unter ihnen ist die Braunbrüstige Hosenbiene (Dasypoda altercator). Weil sie, wie es hin und wieder vorkommt, seinerzeit von mehreren Insektenforschern „entdeckt“ und beschrieben wurde, findet man sie auch unter den wissenschaftlichen Namen Dasypoda hirtipes und Dasypoda plumipes.

dasypoda-altercator_bdm-3

Der Gattungsname „Hosenbiene“ verweist auf ihr augenfälligstes Merkmal – die lange, dichte Behaarung an den Hinterbeinen des Weibchens. Die Beinbehaarung des Männchens ist ebenfalls ungewöhnlich lang und auffällig struppig. Die Art ist deshalb auch unter dem deutschen Namen “Raufüßige Hosenbiene” bekannt.

Die Hosen des Weibchens dienen diesem nicht nur zum Pollentransport, sondern auch zum Graben seiner bis zu einem Meter (!) tiefen Nestgänge in sandigem Boden, an deren Ende sich die einzeln liegenden Brutzellen befinden. Die Haupt- und Nebengänge werden nach der Verproviantierung und Eiablage mit Sand verschlossen. Zum Graben im lockeren Material vollführt die Hosenbiene markante schwimmähnliche Bewegungen, wodurch sich der arttypischer Vorplatz vor dem Nesteingang bildet.

nest_bdm_3

Auf die Lagerung des Larvenproviantes verwendet Dasypoda altercator besondere Sorgfalt. Um das Pollen-Nektar-Gemisch vor Verpilzung zu schützen, formt sie an dessen Unterseite drei kleine Füßchen aus, um so den Bodenkontakt zu minimieren.

Von den anderen beiden in Deutschland vorkommenden Hosenbienenarten, Dasypoda argentata und Dasypoda suripes, lässt sich das Weibchen der Braunbrüstigen Hosenbiene unter anderem anhand des Blütenbesuchs unterscheiden. Die hier vorgestellte Dasypoda altercator hat sich zum Pollensammeln auf Korbblütler (Asteraceae) und von diesen vor allem auf die Zungenblütler (Cichorioideae) spezialisiert. Zu diesen zählen z. B. Gewöhnliches Ferkelkraut, Habichtskraut, Herbst-Löwenzahn und Wegwarte.

cichorium_und_hypochoeris_bdm_3

Weitere Informationen zu Dasypoda altercator findest Du hier auf der Seite von Insekten-Sachsen.

Fotobestimmungshilfe Wildbienen




Anthidium manicatum – der Krieger

Die Große Wollbiene (Anthidium manicatum), auch „Gartenwollbiene“ genannt, ist sowohl in Größe und Aussehen, als auch in ihrem Verhalten eine der auffälligsten unserer heimischen Wildbienenarten. Sie ist vergleichsweise groß, kaum behaart und trägt eine auffällige gelb-schwarze Zeichnung.

bdm02_anthidium-manicatum

Der Gattungsname Wollbiene deutet auf das Baumaterial hin, mit dem das Weibchen seine Brutnester in vorgefundenen Löchern und Spalten baut: wollige Pflanzenhaare von Wollziest, Salbei u.ä. die es mit seinen Beißwerkzeugen abschabt und, zu einer Kugel geformt, zum Nest trägt. In Sachsen sind noch 5 weitere Wollbienen-Arten heimisch.

In Bezug auf ihre Nahrung ist die Große Wollbiene wenig anspruchsvoll, zeigt aber eine Bevorzugung für Lippenblütler. Den für die Verpflegung der Brut benötigten Pollen transportiert das Weibchen mithilfe einer haarigen „Bauchbürste“ an der Unterseite des Hinterleibs.

bdm02_weisser_andorn

Das Männchen von Anthidium manicatum zeigt ein ungewöhnlich starkes Revierverhalten, bei dem es nicht nur, wie Männchen anderer Bienengattungen, auf Partnersuche um die Futterpflanzen der Weibchen patroulliert; das Gartenwollbienen-Männchen vertreibt dabei zusätzlich Geschlechtsgenossen und andere blütenbesuchende Insekten aus seinem Territorium, indem es sie mit dem dornigen Dreispitz an seinem Hinterleib rammt. Der für die Weibchen daraus resultierende Alleinanspruch auf das Futter macht es für diese besonders attraktiv. Dieser Strategie kommt der ungewöhnliche Größenunterschied zwischen beiden Geschlechtern zugute. Anders als bei anderen Bienenarten, bei denen die Drohnen in der Regel kleiner sind als die Weibchen, sind Garten-Wollbienenmännchen mit einer Größe von 14 – 18 mm oft bedeutend größer als die Weibchen, die eine Größe von etwa 13 mm erreichen.

Durch ihre Vorliebe für viele der typischerweise in Gärten kultivierten Zier- und Kräuterpflanzen, wo sie sowohl Pollen und Nektar als auch Nistmaterial sammelt, fühlt sich die Große Wollbiene in Parks und Gärten besonders wohl. Um sie direkt zu fördern, lohnt es sich, für geeignete Nisthabitate zu sorgen, wie z. B. sonnendisponierte Steinhaufen und Trockenmauern, aber auch Totholz mit ausreichend großen (Käfer-)Fraßgängen.

Hier geht’s zum Steckbrief.

Fotobestimmungshilfe Wildbienen




Halictus quadricinctus – die Familiäre

Die erste Biene, die wir Euch an dieser Stelle vorstellen wollen, ist Halictus quadricinctus, die Vierbindige Furchenbiene. Mit einer Körperlänge von bis zu 16 mm ist sie die größte unserer heimischen Arten der Bienengattung Halictus, die man beim Weibchen an der auffälligen, kahlen Längsfurche auf dem Abdomenende und den deutlichen Haarbinden am Ende der Hinterleibsegmente erkennen kann und die in Sachsen mit 13 Arten vertreten ist.

bdm01_halictus-quadricinctus

Halictus quadricinctus nistet solitär in selbstgegrabenen Hohlräumen, bevorzugt in magerem Lehm oder Löß; in Steilwänden, aber auch in spärlich bewachsenem, ebenem Boden. Das Nest besteht aus einem 8 – 10 cm langen Hauptgang, der in einen Hohlraum mündet, in dem sich eine mit schmalen Stützpfeilern am umliegenden Erdreich befestigte „Grabwabe“ befindet, die zwischen 5 und 20 Brutzellen enthält.

bdm11_halictus_quadricinctus_nest

Die Vierbindige Furchenbiene zeigt einen ungewöhnlichen Familiensinn. Statt, wie andere Bienenarten, nach dem Schlupf das Nest zu verlassen, leben die Nachkommen noch mehrere Wochen lang mit dem Muttertier im Nest zusammen, bis dieses schließlich stirbt. Auch die Halictus-typische Art der Überwinterung unterscheidet sie von anderen Bienenarten, von denen die meisten als Ruhelarve im Kokon überwintern. Die Jungweibchen von Halictus quadricinctus verpaaren sich noch im Sommer mit den Männchen, welche im Spätsommer sterben. Die begatteten Weibchen aber überwintern, um im nächsten Frühjahr ein neues Nest zu bauen.

Obwohl sie wenig wählerisch in Bezug auf ihre Nahrungspflanzen ist, zählt die Vierbindige Furchenbiene zu den stark bedrohten Bienenarten. Während ihrer langen Flugzeit, vom Frühjahr bis in der Herbst hinein, benötigt sie ein durchgehendes Angebot an Blütenpflanzen. Eine zu häufige und ganzflächige Mahd von Wiesen und Wegrändern nimmt der Vierbindigen Furchenbiene im Frühsommer das für die Brut dringend benötigte Pollenangebot sowie während der gesamten Flugperiode den für die Eigenversorgung benötigten Nektar, insbesondere für die bis in den Herbst anzutreffenden und dann überwinternden Jungweibchen. Mindestens ebenso stark ist Halictus quadricinctus auf geeignete Nisthabitate, insbesondere Steilwände, Abbruchkanten und Hohlwege angewiesen.

Weitere Informationen zu Halictus quadricinctus findet Ihr hier auf der Seite von Insekten-Sachsen.

Fotobestimmungshilfe Wildbienen




Was genau sind eigentlich «Wildbienen»?

Als Wildbienen werden umgangssprachlich solitär nistende Bienenarten bezeichnet, wodurch man sie von den sozialen Bienen, wie Honigbienen und Hummeln, unterscheidet. Der Großteil aller Bienen sind solitäre Arten, bei denen ein Weibchen ein oder mehrere Nester mit einzelnen Brutzellen anlegt und mit Proviant ausstattet. Auf diesen Proviant legt es ein Ei und verschließt die Zelle. Es kommen aber auch Übergangsformen, so genannte eusoziale Nistweisen vor, bei denen sich mehrere Weibchen ein Nest teilen oder sich eine Königin wählen, der sie dienen, ohne selbst Nachwuchs zu erzeugen.

Panurgus-calceatum_m

Bienen gehören zur Teilordnung der Stechimmen, bei denen sich der ursprüngliche Legebohrer des Weibchens zu einem gifttragenden Stachel entwickelt hat. Das ist auch der Grund, warum nur weibliche Bienen stechen können.

In Deutschland gibt es 44 Bienengattungen und -untergattungen mit insgesamt über 500 Arten (einschließlich Honigbienen und Hummeln.) Etwa ¾ der nestbauenden Arten nisten unterirdisch, in lockerem, vegetationsarmem Boden, Steilwänden und Abbruchkanten, und nur ¼ oberirdisch in Totholz, markhaltigen oder hohlen Pflanzenstängeln, Schneckenhäuser, Eichengallen; aber auch in  »Insektenhotels«. Jede Bienenart hat hierbei seine spezielle Nistweise.

Das besondere an den Bienen ist, dass sie sich während ihres gesamten Lebens ausschließlich von planzlicher Nahrung ernähren, die ihnen von den Pflanzen zudem noch freiwillig zur Verfügung gestellt wird (als Anreiz für die Bestäubungsarbeit). Anders als andere Stechimmen, die ihre Brut mit tierischer Nahrung versorgen, ernähren die Bienen ihren Nachwuchs mit einer Mischung aus Nektar (oder Blütenöl) und proteinreichem Blütenpollen. Man bezeichnete sie daher früher auch als Blumenwespen, im Gegensatz zu den Raubwespen, zu denen unsere  »Pflaumenkuchenwespe«  gehört, aber auch z. B. Roll- und Keulenwespen, Goldwespen und die eng mit den Bienen verwandten Grabwespen.

Die Spezialisierung der Bienen auf das Sammeln von Pollen als Nahrung für den Nachwuchs ist es, was sie so wichtig für uns und die Natur macht, denn rund 80 % unserer heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch Blütenbesucher angewiesen. Und einen Großteil dieser wichtigen Bestäubungsarbeit übernehmen die Bienen.

Viele Wildbienenarten sind zum Pollensammeln auf spezielle Pflanzenfamilien oder sogar bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. Fehlen diese Pflanzen in der Umgebung, können die Arten sich nicht fortpflanzen. Zum Pollensammeln und für dessen Transport zum Nest dienen je nach Gattung verschiedene Sammelapparate. Es gibt Bauchsammler, Kropfsammler und Beinsammler; Bienen mit langer Zunge, die z. B. Schmetterlingsblüten besuchen, und kurzer Zunge, die nur Korbblütler nutzen.

Auch in ihrer Größe unterscheiden sich die einzelnen Arten stark. Es gibt winzige Bienen mit einer Körperlänge von gerade einmal 4 mm und riesige «Brummer» von 25 mm. Die Arbeiterinnen unserer Honigbienen liegen mit einer Größe von 12–14 mm ungefähr in der Mitte.

Neben den nestbauenden Arten gibt es noch die sogenannten «Kuckucksbienen», bei denen die Weibchen keine eigenen Nester anlegen, sondern in die Nester ihrer jeweiligen Wirtsarten eindringen, die Brut zerstören und ihr eigenes Ei in die bereits verproviantierte Zelle legen, bevor sie diese wieder verschließen. Die meisten Bienenarten haben ihren arteigenen Kuckuck. Teilweise ähneln sich Wirt und Kuckuck sehr stark. Kuckucksbienen sind oft sehr auffällig und farbenfroh. Sie haben keine Sammelbürsten, da sie nicht selbst Pollen für den Nachwuchs sammeln müssen.

Fotobestimmungshilfe Wildbienen