Lehrpfad: Nr. 9 – Hummeln – Majestäten auf Futtersuche

Autoren: Marion Löper, Kerstin Walther

Jedes Jahr im Frühjahr kommen Hummelköniginnen unterschiedlich gestreift, aber immer flauschig und durch ihren Pelz wärmend geschützt aus ihren Winterquartieren in die zögerlich erwachende Frühlingsflur. Sie haben einen Riesenhunger. Nach einem langen Winterschlaf, ganz auf sich gestellt, benötigen sie Nektar, um Kraft und Energie zu tanken und eiweißreichen Pollen zum Reifen der Ovarien – der Voraussetzung, um einen eigenes Volk zu gründen. Eine blühende Krokuswiese bietet den Hummelköniginnen im Frühjahr daher ein großartiges Hummelköniginnenfrühstück!

Für die Hummelkönigin gibt es im Frühjahr viel zu tun: Sie muss einen geeigneten Nistplatz finden. Baumhummeln werden in hohlen Bäumen und Vogelnistkästen fündig, Erdhummeln bevorzugen verlassene Nagetiernester. Wiesen-, Acker- und Veränderliche Hummeln nisten sowohl ober- als auch unterirdisch. Das Nest wird mit Gras oder Moos gepolstert.

Die Hummelkönigin baut ein Wachstöpfchen, legt den gesammelten Pollen hinein und darauf ihre Eier. In einem zweiten Wachstopf sammelt sie Honig als Nahrung für die Larven und sich selbst. Aktiv wärmt sie die Brut und hält dabei eine konstanten Nesttemperatur von 30-33°C. Nach 3 Wochen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen, die sie bei Brutpflege und Nahrungssuche unterstützen.

Später im Jahr, wenn das Volk gewachsen und sich auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung befindet, schlüpfen die Geschlechtstiere. Die voll entwickelten Weibchen, die Jungköniginnen werden von den Männchen, den Drohnen, begattet, fressen sich ausreichend Winterspeck an und suchen sich ein geschütztes Winterquartier. Sie verbringen anschließend bis zu acht Monate im Winterschlaf.  Zeitig im folgenden Jahr werden die überlebenden Hummelköniginnen einen neuen Hummelstaat gründen.

Hummeln sind Wildbienen. In Europa gibt es 36 heimische Arten. Sieben davon sind gut zu unterscheiden und gelten als häufig. 16 dagegen stehen auf der Roten Liste.

Hummeln gehören zu unseren wichtigsten Bestäubern. Eine einzelne Hummel besucht pro Tag mehrere Tausend Blüten und ist dafür, auch bei trüben oder kaltem Wetter, bis zu 18 Stunden unterwegs. Mehr als 100 verschiedene Obst- und Gemüsesorten sind auf die Bestäubung durch Hummeln angewiesen.

Krokuswiesen – Hummelköniginnenfrühstück

2019 wurden auf dieser Wiese auf dem Neuen Annenfriedhof 10.000 Stück der robusten Wildart des Dalmatiner- oder Elfenkrokus (Crocus tommasinianus), ursprünglich aus dem westlichen Balkan stammend, gepflanzt.

Krokusse sind ausdauernde Knollenpflanzen, die sich nicht nur über Brutknollen vermehren und über die Jahre große Horste bilden, sondern sich auch versamen können. Durch Bestäubung der Krokusse durch Insekten werden ein paar Wochen nach der Blüte kleine Samenkapseln gebildet. Ameisen verbreiten die Samen über weite Entfernungen.

Dieser zarte, elfengleiche Krokus blüht früher als die meisten anderen Krokusse im Jahr. Schon Ende Februar/Anfang März schieben sich seine hellvioletten schmalen Blüten auf ihren langen weißen Blütenröhren meist noch durch den Schnee.

Will man die Krokusse in der Wiese erhalten, sollte die 1. Mahd nicht vor Ende Mai erfolgen. Die Zwiebeln müssen in Ruhe ihre Laubblätter einziehen können, um genügend Kraft für die Blüte im nächsten Jahr zu haben.

Geduld sollte man bei der Anlage einer Krokuswiese aufbringen, ist sie doch ein Zeichen eingewachsener Gärten und Parks, denn bis eine dichte Fläche mit diesen kleinen, zarten Einzelblüten entstanden ist, vergehen schon mal 50 Jahre. Umso wertvoller, dass es hier auf dem Neuen Annenfriedhof solche Flächen schon gibt.

Friedhöfe sind in dichtbebauten Stadtgebieten ein willkommener Rückzugsort für Mensch und Tier.

Blütenreiche und früchtetragende Sträucher und Bäume bieten Insekten und Vögeln Nahrung und Unterschlupf zugleich.

Ein Friedhof hat neben Grabstätten auch immer bemessene Flächen für Zeiten der Not vorzuhalten. Diese weitläufigen Flächen geben dem Neuen Annenfriedhof einen parkähnlichen Charakter. Gleichzeitig gibt es eine große strukturelle Vielfalt mit einer Mischung aus alten Alleen, Neupflanzungen, weiten Wiesen und überwiegend gepflegten wie auch einigen urwüchsigen Bereichen.

Insbesondere der Teilbereich „Friede & Hoffnung“, in dem auch die Krokuspflanzaktion am 05.10.2019, initiiert und umgesetzt von „Biene sucht Blüte“, einer AG für Wildbienenschutz im Imkerverein Dresden, dem Verband der Annenfriedhöfe und Anna Kosubek – Solutions by nature, stattfand, wird von Spaziergängern gern genutzt und spielt gleichzeitig eine große Rolle für den Arten- und Biotopschutz.

Hervorzuheben ist auf diesem Friedhof der Ideenreichtum, friedhofseigene Flächen für weitere Nutzungen zu öffnen. So existiert seit Frühjahr 2019 am alten Gärtnerhaus der Annengarten, ein Gemeinschaftsgarten für Anwohner (www.annengarten.ufer-projekte.de).

                      

 

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