Bienen in und an Schutzgebieten

Bei unserer letzten Imkerversammlung war unter anderem das Thema „Honigbienen in Naturschutzgebieten“ Gegenstand der Diskussion. Generell ist das Aufstellen von Bienenvölkern in Naturschutzgebieten, wie jede Tierhaltung, nur mit Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde bzw. des Umweltamtes erlaubt. In unmittelbarer Nachbarschaft solcher Schutzgebiete können Bienen dagegen ohne vorherige Genehmigung gehalten werden.

Da es sich bei Naturschutzgebieten aber oft um die letzten Rückzugsorte seltener und vom Aussterben bedrohter Insektenarten einschließlich Wildbienen handelt, möchte ich als Wildbienenbeauftragte des Dresdner Imkervereins dennoch an die Vernunft des jeweiligen Imkers appelieren, es hier mit der Völkerzahl nicht zu übertreiben. Bei einer Sammelmenge von etwa 300 kg Nektar und 60 kg Pollen pro Bienenvolk und Jahr stellen, gerade bei kleinen Naturschutzflächen, Honigbienenvölker durchaus eine starke Nahrungskonkurrenz für andere blütenbesuchende Insekten dar. Dies gilt insbesondere in trachtarmen Zeiten. Darüber hinaus können Honigbienen beim Blütenbesuch Krankheiten auf Wildbienen und speziell Hummeln übertragen.

Aus diesen Gründen hat sich der Imkerverein Dresden bei der letztjährigen Vertreterversammlung des Sächsischen Imkerverbandes dagegen ausgesprochen, die Honigbienenhaltung in Naturschutzgebieten weiter voranzutreiben. Bei einem Flugradius von 3 km wird es aber trotz Verbot kaum ein Naturschutzgebiet in Sachsen ohne Honigbienenkonkurrenz geben. Es ist verständlich, wenn man als Imker seinen Bienen gute Trachtquellen zur Verfügung stellen möchte, aber denkt dabei bitte auch an all die anderen Insekten, die keinen haben, der um ihr Wohl besorgt ist.

Momentan verschwinden Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge & Co. in beängstigender Geschwindigkeit. In Sachsen stehen bereits über 70 % der heimischen Wildbienen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Die Ursachen hierfür liegen neben Habitatverlusten vor allem in der industriellen Landwirtschaft. Naturschutzgebiete werden daher immer wichtiger. Flächen ohne Pestizid-und Düngermitteleinsatz können stark bedrohten Arten als letzte Refugien dienen, weshalb wir alle dazu beitragen sollten, diese zu bewahren.