Macropis europaea – die Spezialistin

Dem Großteil aller Bienenarten dient ein Gemisch aus Nektar und eiweißreichem Blütenpollen als Nahrung für ihren Nachwuchs. Anders ist es bei den sogenannten Ölbienen. Diese nutzen für die Larvennahrung neben Pollen fettes Blütenöl von bestimmten „Ölblumen“, bei uns den Gilbweidericharten.

In Deutschland sind zwei Ölbienenarten heimisch, Macropis fulvipes und Macropis europaea, die Waldund die Auen-Schenkelbiene. Den Gattungsnamen „Schenkelbienen“ tragen sie aufgrund der auffällig verdickten Hinterschenkel und -schienen des Männchens, das durch seine gelbe Gesichtszeichnung leicht vom Weibchen zu unterscheiden ist. Während Macropis fulvipes Blütenöl von drei verschiedenen Gilbweidericharten sammelt, ist das Weibchen der Sumpf-Schenkelbiene sowohl für Pollen als auch für Blütenöl ausschließlich auf den Gemeinen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) spezialisiert, einer ausdauernden Staude, die in Deutschland wild an Gewässerrändern und auf Feuchtwiesen wächst. Zur Aufnahme des Blütenöls dienen ihr spezielle Saugpolster an den Innenseiten der Vorder- und Mittelbeintarsen, der Transport zum Nest geschieht mittels der dichten, puschigen Behaarung der Hinterbeine.

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Ihre Nester legt Macropis europaea in der Nähe von Gilbweiderichbeständen an, wenige Zentimeter tief, unter Gras oder Moos, oft auch im Uferbereich und (anderes als die meisten anderen Bienen) an feuchten oder schattigen Stellen. Zur Imprägnierung der Brutzellenwände gegen eindringende Feuchtigkeit dient ihr wiederum das Öl des Gilbweiderichs.

Um der Schenkelbiene zu helfen, sollten Bestände von Gilbweiderich beim Mähen geschont werden. Er dankt es mit vielen hübschen gelben Blüten.

Die Auen-Schenkelbiene ist die Wildbiene des Jahres 2020.

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